Was ist Reverse Graffiti?

Was ist Reverse Graffiti? 

Wenn der Begriff Graffiti fällt, denken die meisten automatisch an bunte Bilder auf Hauswänden und anderen Flächen in der Öffentlichkeit. Für die einen sind Graffiti echte Kunstwerke mit einer Aussage oder Botschaft, die Können, Geschick und ein Gespür für Formen und Farben erfordern. Für die anderen sind Graffiti nichts anders als ärgerliche und hässliche Schmierereien.

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In der Tat ist so mancher Schriftzug, der irgendwo auf der Wand einer Autobahn-Toilettenanlage prangt, meilenweit von Kunst entfernt. Auf der anderen Seite haben diverse Künstler eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass Graffiti durchaus das Potenzial zu faszinierenden Kunstarbeiten haben, die weit über die Szene hinaus Anerkennung finden.

Nun ist Graffiti aber nicht gleich Graffiti, denn wie in jeder anderen Kunstform gibt es auch hier verschiedene Formen. Eine besondere Variante sind die Reverse Graffiti. 

Was ist Reverse Graffiti?

Reverse Graffiti bedeutet sinngemäß soviel wie umgekehrte Graffiti. Im Gegensatz zu klassischen Graffiti, bei denen die Bilder entstehen, indem Farben auf eine Fläche aufgebracht werden, ergeben sich Reverse Graffiti, indem Schmutz, Dreck und andere Verfärbungen von einer Fläche abgenommen werden. So wird beispielsweise eine Straße oder eine Wand gereinigt und durch dieses stellenweise Säubern der Fläche wird das Motiv sichtbar.

Vor allem im Zusammenhang mit Werbung und Guerilla Marketing werden Reverse Graffiti auch als Streetbranding bezeichnet. Diese Bezeichnung geht auf das englische Wort Branding zurück, das ursprünglich für das Verfahren verwendet wurde, bei dem Tiere mit einem Brandzeichen gekennzeichnet wurden.

Beim Streetbranding werden Logos oder Werbebotschaften meist mittels Schablone und Hochdruckreiniger auf die Flächen aufgebracht. Umweltinitiativen und andere Organisationen greifen ebenfalls auf Reverse Graffiti zurück, um ihre Inhalte und Aussagen zu kommunizieren. Zum einen können sie so beispielsweise an Tunnelwänden oder Hausfassaden an stark befahrenen Straßen auf die Verschmutzungen aufmerksam machen, die der Verkehr mit sich bringt. Zum anderen nutzen sie durch Reverse Graffiti eine umweltschonende Darstellungsform, denn als Ausdrucksmittel wird lediglich Wasser verwendet und die Flächen werden nicht beschädigt.    

Wie entstehen Reverse Graffiti?

In der einfachsten Variante lassen sich Reverse Graffiti dadurch umsetzen, dass mit den Fingern auf einer verschmutzen oder verstaubten Fläche wie etwa einer dreckigen Fensterscheibe gezeichnet wird. Künstler verwenden Lappen, Tücher oder Bürsten als Malwerkzeuge, während Wasser, entweder pur oder in Kombination mit Seife, anderen Reinigungsmitteln oder Lösungsmitteln, als Malmedium dient.

Bei Reverse Graffiti in großen Formaten wiederum arbeiten Künstler meist in der Stencil-Technik. Dafür stellen sie Schablonen aus Folien, Blechen oder Holzplatten her. Die Schablonen werden an der jeweiligen Fläche angelegt und die Linien und Flächen des Motivs anschließend mit dem Hochdruckreiniger ausgearbeitet.

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Je nach Fläche, Verschmutzungsgrad und Standort bleiben Reverse Graffiti im Durchschnitt zwischen sechs Wochen und sechs Monate lang erhalten.   

Was ist die Idee hinter Reverse Graffiti?

Wie Graffiti im klassischen Sinne können auch Reverse Graffiti unterschiedliche Motivationen haben. So können sie als dekorative Bilder und Motive gemeint sein, die das Stadtbild zumindest für einen bestimmten Zeitraum verschönern. Ein anderer Ansatz ist, dass Künstler ihre Kunst in der Öffentlichkeit präsentieren möchten, ohne dabei das Risiko einzugehen, wegen Sachbeschädigung öffentlicher Flächen belangt zu werden.

Gleichzeitig besteht aber auch nicht die Gefahr, dass die Arbeiten sofort wieder verschwinden, denn anders als beispielsweise Plakate oder Strick-Graffiti lassen sich Reverse Graffiti nicht mit einem einzigen Handgriff wieder abnehmen. Allerdings gibt es genauso Reverse Graffiti, die eine klare Botschaft kommunizieren wollen.

An Tunnelwänden oder Mauern in Innenstädten beispielsweise können Reverse Graffiti auf erschreckend eindrucksvolle Art vor Augen führen, welche Auswirkungen Autoabgase und andere Umweltverschmutzungen haben. Dies gilt insbesondere dann, wenn sich schon nach kurzer Zeit so viele Staub- und Schmutzpartikel auf der Fläche abgelagert haben, dass das Bild wieder verschwunden ist.   

Sind Reverse Graffiti legal?

Ob Reverse Graffiti legal sind oder nicht, lässt sich nur bedingt beantworten, denn die Rechtsprechung hat diese Frage noch nicht abschließend geklärt. Das Strafgesetzbuch spricht von einer Sachbeschädigung, wenn eine fremde Sache rechtswidrig beschädigt oder zerstört wird. Außerdem liegt auch dann eine Sachbeschädigung vor, wenn eine fremde Sache erheblich und dauerhaft verändert wird.

Im Unterschied zu klassischen Graffiti wären Reverse Graffiti demnach keine Sachbeschädigungen im Sinne von § 303 und § 304 StGB, denn bei Reverse Graffiti wird eine Fläche nicht beschädigt oder dauerhaft verändert. Stattdessen wird die Fläche lediglich stellenweise gesäubert. Nach einiger Zeit, wenn sich Schmutz und Staub auf der Fläche abgelagert haben, ist das Kunstwerk von alleine verschwunden und die Fläche sieht wieder ganz genauso aus wie vorher.

Allerdings gibt es auch eine gegenteilige Auffassung zu diesem Sachverhalt. Auch wenn bei Reverse Graffiti eigentlich vom Grundprinzip her nichts anderes vorgenommen wird als die Reinigung von Flächen, wird mit dem Ziel der Aktionen argumentiert. Demnach geht es den Künstlern natürlich nicht darum, eine Fläche zu säubern, sondern auf dieser Fläche ein Bild oder eine Botschaft zu hinterlassen.

Zumindest für einen begrenzten Zeitraum wird die Erscheinungsform der Fläche dadurch verändert. Die Stadt Köln beispielsweise hat erklärt, dass sie gegen die Urheber von Reverse Graffiti genauso gerichtlich vorgehen wird wie gegen die Urheber klassischer Graffiti. 

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Eine Ausnahme gilt allerdings ganz klar für Verkehrszeichen, wie etwa dem bei Reverse Graffiti-Künstlern beliebten Zebrastreifen, der das Verkehrszeichen Nummer 293 ist. Auf Verkehrszeichen und -anlagen sind Graffiti jeglicher Art gemäß Straßenverkehrsordnung verboten.

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Baujahr 1974, Name: Bernius Maliki - Dj und Rapper & Christian Gülcan Ex-Rapper, Tänzer, Grafifti-Writer- schreiben hier zu diversen HipHop Themen. Aufgewachsen in der Szene, Musik- Produktionen Radical Movement, Bad Taste Anfang 90. Mitglieder in Graffiti Crews, Tag ICE , Ende der 80er auch mehrere Jahre getanzt (Breakdance). Aktuell Betreuung Kinder im Freestyle HipHop Tanz.

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