Graffitiformen in der Übersicht, 1. Teil

Graffitiformen in der Übersicht, 1. Teil

Jeder hat sie schon gesehen. Einige werten sie als moderne, farbenfrohe Kunstwerke, andere halten sie für hässliche Schmierereien. Die Rede ist von Graffiti. Und diese gibt es in vielen verschiedenen Formen.

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Das Wort Graffiti leitet sich aus dem Lateinischen ab und bedeutet übersetzt soviel wie Kratzbilder. Kratzbilder deshalb, weil Graffiti die Mehrzahl ist. Die Einzahl heißt Graffito.

Dabei blicken Kratzbilder auf eine sehr lange Tradition zurück. Bereits die ersten Höhlenmalereien waren nämlich Kratzbilder und somit eigentlich eine frühe Form von Graffiti.

Die Geburtsstunde der modernen Graffiti in der uns heute bekannten Form schlug in den 1970er-Jahren. Der erste bekannte Graffiti-Writer war ein Pizzabote aus New York. Er gab sich den Namen Taki 183 und schrieb diesen mit dünnen Filzstiften an die Wände der Häuserblocks, in denen er Pizza auslieferte. Irgendwann wurde Taki erwischt und in die Psychiatrie eingeliefert, weil sich seinerzeit niemand sein Verhalten erklären konnte.

Gleichzeitig nahmen die Graffiti Fahrt auf. Zahlreiche Personen ahmten Taki nach, dachten sich Künstlernamen aus und hinterließen sie an diversen Wänden. Sie arbeiteten mit dicken Filzstiften und entdeckten die Sprühdosen für ihre Darstellungsform. Schließlich kam irgendein Graffiti-Künstler auf die Idee, Züge zu verzieren.

Denn als bewegte Leinwände würde so ein größeres Publikum die Graffiti sehen. Und weil seinerzeit in New York viele Zugabstellplätze nicht bewacht waren, konnte sich diese Form der Graffiti schnell ausbreiten.

In Europa fiel der Startschuss für den HipHop und damit auch für Graffiti Anfang der 1980er-Jahre. Damals kamen die beiden Filme BeatStreet und Wildstyle in die Kinos. Die Filme erzählten über die Kultur des HipHop und das Leben in den New Yorker Ghettos. Angeregt von den Filmen entwickelte sich in Europa eine eigenständige HipHop-Kultur, zu der auch verschiedene Graffitistile gehörten. In der ehemaligen DDR wurden die Filme ebenfalls gezeigt und der Breakdance wurde als Jugendsport sogar staatlich gefördert.

Nur die Graffiti als Säule des HipHop wollten nicht so richtig aufkommen. Dies lag aber in erster Linie daran, dass im Osten Deutschlands kaum Sprühlacke in vernünftiger Qualität zu bekommen waren. Nach der Wiedervereinigung sollte sich das ändern und schon Mitte der 1990er-Jahre hatten die ostdeutschen Graffiti-Sprüher ihr Können mehr als angeglichen.

Heute scheinen die Graffiti-Künstler immer jünger und zugleich zunehmend besser zu werden. Anders als ihre Vorgänger müssen sie nicht um die Welt reisen, um andere Arbeiten zu sehen, sich davon inspirieren zu lassen und davon zu lernen. Stattdessen können sie Graffiti-Zeitschriften und das Internet als Plattformen nutzen. Hier können sie sich austauschen, Tipps holen und das notwendige Material beschaffen.

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Im Laufe der Zeit haben sich verschiedene Varianten und Stile von Graffiti entwickelt. Und die wichtigsten Graffitiformen stellen wir in einer zweiteiligen Übersicht vor.

Hier ist der 1. Teil:

 

Das Tag

Ein Graffiti Tag steht für zwei verschiedene Dinge. So ist ein Tag zum einen der Name, den sich der Graffiti-Künstler gegeben hat. Zum anderen handelt es sich um ein Tag, wenn der Graffiti-Künstler seinen Namen auf der jeweiligen Fläche hinterlässt. Anders als oft behauptet ist ein Tag aber kein Namenskürzel, sondern tatsächlich der eigentliche Künstlername.

Dabei hat das Tag meistens keine besondere, für Außenstehende erkennbare Bedeutung und ist selten einer bestimmten Sprache entnommen. Stattdessen kombiniert der Graffiti-Künstler üblicherweise Buchstaben und/oder Zahlen seiner Wahl. Meistens wird das Tag aber recht kurz gehalten.

Das Tag gilt als die Urform der modernen Graffiti und kennzeichnet sich durch die sehr schnelle Ausführung. Dies wird erreicht, indem das Tag oft in einer durchgehenden Linie umgesetzt wird. Deshalb wird dann auch von einem Oneliner gesprochen. Bei Tags kommen meist sehr breite Filzstifte zum Einsatz, seltener wird zur Sprühdose oder zu Schuhcreme gegriffen.

Das Tag ist so etwas wie die Grundlage aller Graffiti. Denn alle anderen Graffitiformen und Varianten sind im Prinzip größere und detailreichere Weiterentwicklungen von Tags.

 

Das Throw Up

Throw up bedeutet übersetzt soviel wie draufgeworfen. Damit ist auch ganz gut beschrieben, worum es bei dieser Graffitiform geht. Das Ziel ist nämlich, ein Graffiti Tag in möglichst kurzer Zeit so auffällig und so groß wie möglich an die Wand zu bringen.

Deshalb wird das Tag oder das Wort meist durch eine dicke Konturenlinie nur grob skizziert und anschließend ebenso grob mit Farbe ausgefüllt. Auf saubere Ausarbeitungen und feinere Details wird verzichtet. In der Öffentlichkeit werden Throw Ups deshalb oft als hässliche Schmierereien gewertet.

 

Der Character

Der Begriff Character steht für eine figürliche Darstellung. Dabei kann es sich um fast jede Form von Figuren handeln, vom simplen Strichmännchen über Menschen und Tiere bis hin zu Phantasiegestalten ist alles möglich. Meistens steht ein Character aber nicht für sich alleine, sondern wird mit einem Wort oder einem Tag kombiniert.

Die Character haben sich kontinuierlich weiterentwickelt. Deshalb gibt es heute viele verschiedene Arten und Stile. Ein Beispiel sind die sogenannten Old School Character. Sie sind im anfänglichen Graffiti-Stil gehalten, kennzeichnen sich durch einfache und eher abstrakte Formen und wirken mitunter recht flach, weil kaum mit Lichtern und Schatten gearbeitet wird. Vom Stil her kommen Old School Charakter Comicfiguren ziemlich nah.

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Aber genauso können Character auch bis ins kleinste Detail ausgearbeitet sein und als dreidimensionale Kunstwerke daherkommen, die so wirken, als würde die Figur gleich von oder aus der Wand springen.

Viele Character ähneln Karikaturen und bilden bestimmte Sachverhalte überspitzt ab, um so die Bedeutung oder die Aussage des Bildes zu betonen. Zudem existieren zahlreiche Character, die auf namhafte Graffiti-Künstler zurückgehen und zu deren Markenzeichen geworden sind.

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Baujahr 1974, Name: Bernius Maliki - Dj und Rapper & Christian Gülcan Ex-Rapper, Tänzer, Grafifti-Writer- schreiben hier zu diversen HipHop Themen. Aufgewachsen in der Szene, Musik- Produktionen Radical Movement, Bad Taste Anfang 90. Mitglieder in Graffiti Crews, Tag ICE , Ende der 80er auch mehrere Jahre getanzt (Breakdance). Aktuell Betreuung Kinder im Freestyle HipHop Tanz.

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