Der Trainingsanzug – vom funktionalen Sportdress zur Kult-Klamotte
Vermutlich kaum jemand kann sich eine Sportwelt vorstellen, in der der Trainings- oder Jogginganzug nicht auftaucht. Allerdings waren es keineswegs nur Sportarten, die den Trainingsanzug bekannt gemacht und dazu beigetragen haben, dass heute fast jeder einen solchen Sportanzug sein Eigen nennt.
Genauso waren es die Musikwelt und Jugendbewegungen, die einige Kapitel der Erfolgsgeschichte des Trainingsanzugs geschrieben haben. Allen voran ist in diesem Zusammenhang der HipHop zu nennen.
Aber wie hat sich der Trainingsanzug eigentlich zu dem entwickelt, was er heute ist?
Inhalt
Der Trainingsanzug – welche Arten es gibt
Sportanzüge bestehen üblicherweise aus zwei Teilen, nämlich aus einer Hose und einer Jacke oder einem Sweatshirt. Im Sport werden sie hauptsächlich bei Aufwärmübungen und in den Pausen getragen. Grundsätzlich lassen sich Sportanzüge in zwei Gruppen einteilen:
1. Trainingsanzüge sind eher weit geschnitten und häufig aus Nylon gefertigt. Teilweise sind Trainingsanzüge auch mit Frottee, Jersey oder einem Netzstoff gefüttert.
Klassische Trainingsanzüge setzen sich aus einer langen Hose und einer Jacke zusammen.
2. Jogginganzüge bestehen meist aus einem Sweatshirt-Stoff aus reiner Baumwolle oder mit einem hohen Baumwollanteil und damit aus einem Gewebe, das den Schweiß zuverlässig aufsaugt. Zu einem Jogginganzug gehört üblicherweise eine lange Hose und ein langärmeliges Sweatshirt. Verglichen mit Trainingsanzügen sind Jogginganzüge oft enger geschnitten.
Die Hosen von Sportanzügen sind mit einem Gummizug und einem Band zum Binden ausgestattet, durch das die Bundweite reguliert werden kann. Einige Hosen haben außerdem an den Seiten Knöpfe oder einen Reißverschluss. Dadurch können die Hosen schnell und einfach ausgezogen werden, ohne zuvor die Schuhe ausziehen zu müssen. Nahezu alle Hersteller von Sportartikeln haben auch Sportanzüge in ihrem Sortiment.
Der Trainingsanzug – vom funktionalen Sportdress zur Kult-Klamotte
Bis in die 1970er-Jahre hinein stand bei Trainingsanzügen die Funktionalität klar im Vordergrund. Sie waren in erster Linie Sportbekleidung und sollten also solche ihren Zweck erfüllen, die Optik spielte eine untergeordnete Rolle. Erst in den 70ern erfuhr der Trainingsanzug eine Wandlung in modischer Hinsicht. Der Trend ging zu Trainingsanzügen aus glänzendem Nylon-Jersey mit schmal geschnittenen, aber nicht eng anliegenden Oberteilen und Hosen, die im oberen Bereich eng und unten wie Schlaghosen weit waren. Ein Grund dafür, dass nun auch die Modewelt allmählich Interesse am Trainingsanzug entwickelte, waren die Jugendbewegungen, die in dieser Zeit aufkamen.
Eine wesentliche Rolle dabei spielte die HipHop-Kultur, die sich als Jugendbewegung zu etablieren begann. Die Anhänger der Szene nutzen das MCing, das DJing, das B-Boying und das Graffiti-Writing, um ihre Meinungen und ihren Protest auszudrücken. Gleichzeitig verstanden sie die Elemente des HipHop als Möglichkeit, um sich im Rahmen von Wettbewerben mit anderen zu messen. Da ein Wettbewerb aber immer auch eine Vorbereitung benötigt und für ein Training wiederum geeignete und bequeme Kleidung erforderlich ist, wurde der Trainingsanzug zu ihrem Outfit.
Schließlich bot er die notwendige Bewegungsfreiheit und senkte dank der fehlenden Knöpfe oder Nieten das Verletzungsrisiko. Als eine Art Markenzeichen wurde der Trainingsanzug aber nicht nur bei Trainingseinheiten getragen, sondern fand als Streetwear seinen Weg aus dem Sportbereich ins alltägliche Leben. In den 1980er-Jahren erlebte der Trainingsanzug eine weitere modische Wandlung.
Nun setzten sich Sportanzüge aus Baumwolljersey durch. Diese waren nicht nur weiter geschnitten als die Vorgängermodelle, sondern hatten Bündchen am Bund, am Halsausschnitt und an den Abschlüssen von Beinen und Ärmeln. Die Hosen hatten somit die Form von Pumphosen, während der Schnitt der Oberteile an Blousons erinnerte. Immer häufiger gab es zudem Sweatshirts mit Kapuzen und damit war der uns heute bekannte Kapuzenpullover geboren.
Im Sportbereich wiederum kam eine völlig neue Art von Trainingsanzügen auf. Diese bestanden aus zwei Lagen Stoff, nämlich einer dünnen und sehr leichten Ballonseide auf der Außenseite und Frottee, Baumwolljersey oder Netzstoff als Futter auf der Innenseite. In den 1990er-Jahren verlor der Trainingsanzug dann massiv an Popularität.
Sowohl im Sport als auch im HipHop und in anderen Bereichen wurde auf individuelle Kombinationen gesetzt. So wurden die Trainings- und Jogginghosen zwar beibehalten, aber mit Sweatshirts, Kapuzenpullovern, Kapuzensweatshirtjacken oder T-Shirts kombiniert. Die Trainingsjacke verschwand nahezu vollständig aus den Geschäften und den Kleiderschränken. Später hat der Trainingsanzug aber ein Comeback gefeiert und wird heute in vielen Bereichen getragen. So ist er im Sport wieder üblich, genauso aber auch als bequem-lässige Freizeitklamotte in sportlichem Look.
Dies ist übrigens ein Grund dafür, weshalb der Trainingsanzug in der Schule, am Arbeitsplatz und generell im öffentlichen Leben nicht so gerne gesehen ist. Vor allem in höheren Gesellschaftsschichten ist der Trainingsanzug eine Kleidung für den Sport und die Freizeit, während es als kultur- und niveaulos gilt, einen Sportanzug beim Einkaufen, bei Behördengängen, bei Restaurantbesuchen und bei anderen öffentlichen Auftritten zu tragen. Im HipHop hingegen gehört der Trainingsanzug noch immer zum Standardoutfit. Größen wie Eminem stehen nicht selten in Sportbekleidung auf der Bühne, gerade um zu provozieren und sich durch den proletarischen Look von der Oberschicht abzugrenzen.
Dabei werden die Sportanzüge im HipHop meist oversized getragen und durch eine Aufwertung mit allerlei Accessoires teils regelrecht zelebriert. Aber auch die Anzüge im Stil der 1970er sind als echte Kult-Klassiker wieder im Kommen.
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Thema:Der Trainingsanzug – vom Sportdress zur Kult-Klamotte
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