Die typischen Merkmale von laienhaften Musikproduktionen
Vermutlich hat jeder schon einmal ein Musikstück gehört, das er bis dahin nicht kannte, bei dem aber schon nach wenigen Momenten klar ist, dass es sich um keine professionelle Aufnahme handelt. Musikproduktionen von Laien klingen häufig einfach amateurhaft.
Nun stellt sich aber die Frage, worin genau sich eigentlich professionelle und kommerzielle Aufnahmen von laienhaften Musikproduktionen unterscheiden.
Allein die technische Ausstattung und die daraus resultierende Tonqualität können nicht die einzige Ursache sein, denn auch bei Profiaufnahmen wird mitunter bewusst mit Effekten wie einem Rauschen oder Verzerrungen gearbeitet, um dem Track die richtige Note zu geben. Meist sind es auch vielmehr Kleinigkeiten, die eine Aufnahme letztlich aber als Amateurwerk erkennen lassen.
Welches diese Kleinigkeiten sind und wie sie vermieden werden können, damit die eigenen Aufnahmen künftig ein wenig professioneller klingen, erklärt die folgende Übersicht mit den typischen Merkmalen von laienhaften Musikproduktionen:
Die Bässe
Ein typisches Merkmal von laienhaften Musikproduktionen sind Bässe, die pumpend oder sprunghaft klingen und den Rest praktisch überlagern. Zu basslastige Mixe entstehen durch einen weitverbreiteten Anfängerfehler, denn viele Anfänger hören sich ihre Aufnahmen über Kopfhörer oder kleine Lautsprecher an.
Bei solchen Abspielgeräten gehen die tiefen Frequenzen jedoch häufig unter oder sind nicht in vollem Umfang zu hören. In der Folge werden die Bassfrequenzen bei der Aufnahme erhöht, um das vermeintliche Fehlen auszugleichen.
Bevor am Mix gebastelt wird, sollte die Aufnahme also immer erst auch auf anderen Abspielgeräten getestet werden, beispielsweise an der Stereoanlage oder im Autoradio.
Die Drums
Das Schlagzeug ist das Instrument, das üblicherweise am schwersten aufzunehmen ist. Profis investieren oft tagelange Arbeit, bis sichergestellt ist, dass das Schlagzeug perfekt aufgenommen wird und keine der Drums im Mix untergeht. Nicht selten werden allein für die Aufnahme des Schlagzeugs bis zu zehn Mikrofone verwendet.
Einen solchen Aufwand muss der Amateur natürlich nicht betreiben, aber auf ein ausgewogenes Gleichgewicht der einzelnen Sounds sollte er bei der Aufnahme und Abmischung trotzdem achten. Einige arbeiten aber gar nicht mit echten Schlagzeugen, sondern erstellen die Drumelemente im Sequencer. Bei elektronischer Musik ist dies überhaupt kein Thema, denn hier ist es normal, dass die Beats von Drum Machines gespielt werden.
Im HipHop oder auch im Pop und Rock erwarten die Zuhörer jedoch oft natürlich klingende Schlagzeugsounds. Eine laienhafte Musikproduktion fällt dann recht schnell an der Snare Drum oder der Ride Cymbal auf, beispielsweise wenn die jeweilige Drum über viele Takte exakt das gleiche Sample spielt. Wird das Schlagzeug im Sequencer erstellt, sollte also ein wenig mehr Aufwand betrieben werden, damit die Drums echter klingen.
Ein probates Hilfsmittel in diesem Zusammenhang kann dann auch die Groove-Quantisierung sein, die in vielen Sequencern integriert ist.
Die Vocals
Der Hauptunterschied zwischen Profis und Amateuren liegt nicht darin, dass Profis besonders viel Talent mitbringen, jeden Ton treffen, die Tonhöhe halten können oder die richtige Atemtechnik anwenden. Ganz im Gegenteil gibt es eine ganze Reihe von Superstars, die zwar millionenfach Platten verkauft haben, live aber alles andere als gute Sänger sind.
Der Hauptunterschied liegt vielmehr darin, dass Profis wissen, wann sie die Lautstärke ihrer Stimme ändern müssen und wie sie diese kontrollieren können. Dies wiederum hat einerseits etwas damit zu tun, dass Profis ihre Stimme als ihr Instrument beherrschen, und andererseits damit, dass sie mit dem Mikrofon umzugehen wissen.
Einem Profi wird es nicht passieren, dass er mit großem Abstand zum Mikrofon flüstert oder aus nächster Nähe regelrecht in das Mikrofon schreit. Bei Anfängern hingegen kann dies durchaus vorkommen und die Folge davon sind Vocals, die ungleichmäßig aufgenommen sind. Vocals richtig aufzunehmen ist letztlich reine Übungssache, setzt aber auch voraus, dass der Sänger den Song kennt und kann.
Ein weiteres typisches Merkmal von laienhaften Musikproduktionen ist, dass die Texte vielfach nur schwer zu verstehen sind. Hierfür kann es mehrere Gründe geben. Eine häufige Ursache ist der sogenannte Nahbesprechungseffekt, der auftritt, wenn sich die Schallquelle zu nah an der Membran von einem direktionalen Mikrofon befindet, und der zur Folge hat, dass die tiefen Frequenzen angehoben werden. Eine andere Ursache kann sein, dass kein Popp-Filter verwendet wurde.
In diesem Fall kann es passieren, dass harte Konsonanten wie t und p durch einen kleinen Luftstrom als unschöne Popp-Laute auf der Aufnahme landen. Daneben kann ein falsch eingestellter EQ der Grund für schwer verständliche Vocals sein. Viele Amateure versuchen, die hohen Frequenzen durch ein Boosten zu verbessern. Die Folge davon ist aber oft, dass die Vocals nicht nur unverständlich bleiben, sondern zudem noch zu kantig, zu scharf oder zu dünn klingen.
Der Hall
Hall gehört zu den Effekten, die nur sehr, sehr sparsam eingesetzt werden sollten. Profis arbeiten, wenn überhaupt, nur mit einem kaum hörbaren Hall, der der Stimme lediglich ein wenig mehr Textur verleiht. Eine Ausnahme besteht natürlich dann, wenn der Hall als bewusster Effekt genutzt wird. Amateure hingegen arbeiten recht häufig vergleichsweise großzügig mit Hall und erhoffen sich davon, mehr Räumlichkeit oder Tiefe zu erzeugen. Dadurch lässt sich die Aufnahme aber oft schnell als Amateurwerk entlarven.
Dabei gibt es zwei einfache Regeln für den Einsatz von Hall. Die erste Regel lautet, dass es im Zweifel besser ist, komplett auf den Hall zu verzichten, als einen schlecht oder billig klingenden Hall einzusetzen. Wer nicht auf Hall verzichten möchte, sollte die zweite Regel beherzigen.
Diese besagt, dass der Hall solange aufgedreht werden sollte, bis er gerade so zu hören ist. Anschließend wird der Halleffekt wieder um eine Stufe zurückgedreht und damit ist das richtige Maß vorhanden.
Richtig aufnehmen
Amateure nehmen sich oft nicht die Zeit, um den Song samt Text und Wechseln zu üben und die Aufnahmen selbst sollen möglichst schnell gehen. Selbst wenn die Aufnahmen dann nicht hundertprozentig sind, werden sie so belassen, denn viele glauben, Fehler ja später ohnehin noch durch den Mix korrigieren zu können. Genauso dies ist aber ein großer Irrtum.
Natürlich ist es möglich, kleine Unstimmigkeiten durch eine ausgeklügelte Abmischung zu kaschieren, allerdings setzt dies entsprechende Erfahrung voraus. Amateure sollte sich also ausreichend Zeit für die Aufnahmen nehmen und diese erst dann beenden, wenn sie mit dem Ergebnis zufrieden sind.
Dadurch können sie sich beim Mischen dann darauf konzentrieren, dem Song den letzten Schliff zu geben.
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